Fregatte Bremen

First Of Class - First Class

Der folgende Beitrag "Konzept Fregatte 122" ist ein Artikel aus "Soldat und Technik 4/1982". Ich habe diese Artikel wörtlich übernommen, weniger aus Gründen der Bequemlichkeit, als der Authentizität dieses Beitrages aus den frühen 80er Jahren gerecht zu werden. Mein besonderer Dank gilt daher dem Verlag "Soldat und Technik" (Umschauverlag), heute Strategie und Technik (Report-Verlag), Hochkreuzallee 1, 53175 Bonn, für die Gestattung des Textnachdrucks (Hinweis Seite 169 der Ausgabe).

Konzept Fregatte 122


Die deutsche Marine steht kurz vor der Indienststellung der ersten Fregatte der Klasse 122, der BREMEN. Etwas über 6 Jahre sind seit der Entscheidung der Bundestagsausschüsse für die neuen Schiffe vergangen. Nach Erneuerung des überwiegenden Teils der Schnellboote - die letzten zehn Boote sind im Bau - und und Modernisierungen im Bereich der Minenstreitkräfte erhält nun die Zerstörerflottille neue kampfstarke Einheiten.

Die sechs Schiffe der Bremen-Klasse werden die inzwischen außer Dienst gestellten Fletcher-Zerstörer und einen Teil der Köln-Fregatten ersetzen. Diese älteren Einheiten sind von Ausrüstung und Bewaffnung her nicht mehr in der Lage, der gewachsenen Bedrohung durch die sowjetische Flotte im Nordflankenraum angemessen zu begegnen.
Erstmalig werde die deutschen Seestreitkräfte über schiffe mit Bordhubschraubern verfügen. Die Marine hat sich für dieses Konzept entschieden
weil dadurch die Möglichkeiten der U-Boot-Bekämpfung und die Einsatzentfernung von Flugkörpern gegen Seeziele über den Radarhorizont hinaus erweitert werden.
Mehrzweckfregatten wurde gegenüber anderen denkbaren Lösungen der Vorzug gegeben, weil diese Seekriegsmittel den Verbandsführer in die Lage versetzt, auf jede Bedrohung unmittelbar, flexibel und angemessen reagieren zu können, bei der Enge des Operationsgebietes der deutschen Marine eine unabdingbare Notwendigkeit. Neben den taktisch-operativen Vorteilen bot die Mehrzweckfregatte auch solche aus wirtschaftlicher Sicht. Ähnliche Überlegungen heben seit vielen Jahren auch die anderen Marinen veranlasst, derartige Schiffe zu entwickeln. Aus Standardisierungs- und Kostengründen verabschiedete die Nato schließlich ein gemeinsames Fregatte-Konzept. Durch weitgehende Standardisierung mit den von der niederländischen Marine gebauten Schiffen der Kortenaer-Klasse erfüllen die deutschen Fregatten die vom Bündnis erhobenen Forderungen.
Bremen_Panorama1

Im Rahmen ihres Auftrages an der NATO-Nordflanke werden die Einheiten der Bremen-Klasse im Frieden, allein durch ihr Vorhandensein und ihre Einsatzbereitschaft, den notwendigen Beitrag zur Abschreckung und Krisenbeherrschung leisten. Im Verteidigungsfall ist es unter anderem ihre Aufgabe, die Nutzung der Nordsee für den Seeverkehr der Allianz sicherzustellen. Die Fregatte 122 wurde als erstes Waffensystem ganz nach den Richtlinien des Rüstungsrahmenerlasses beschafft. Die Regelung der Zusammenarbeit zwischen dem Bedarfsträger, in diesem Fall der Marine, und dem Bedarfsdecker, dem BWB, hat sich grundsätzlich als tragfähig erwiesen, was Korrekturen entsprechend den vielfältigen Erfahrungen nicht ausschließt.Zum ersten Mal auch wurde der Funktionsnachweis des Schiffes in See mit einer militärischen Fahrmannschaft durchgeführt. Dies hat sich sehr positiv ausgewirkt und in einer bedeutenden Verkürzung der Erprobungen niedergeschlagen, die so in einer Minimalzeit absolviert werden konnten. Zugleich hat die fünfeinhalb Monate dauernde See-Erprobung gezeigt, daß mit der Bremen-Klasse ein technisch gelungenes Waffensystem in die Marine eingeführt wird. Es gilt jetzt, die neuen Schiffe in die Flotte einzugliedern und zu vollwertigen Kampfeinheiten zu machen. Dazu wünsche ich Kommandanten und Besatzungen viel Erfolg.


Bethge
Vizeadmiral
Inspekteur der Marine
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