Fregatte Bremen

First Of Class - First Class

Die Taufe der Fregatte Bremen



Marine Rundschau November 1979

Kein Jahr nach der Auftragsvergabe, die am 21. November 1978 stattfand, ist am 27. September 1979 im neuen Hallenbaudock D des Bremer Vulkan die erste Fregatte der Klasse 122 auf den Namen „Bremen“ getauft worden. Da das Schiff, dem noch fünf Schwesterschiffe von vier anderen Werften folgen, aus vorgefertigten Großsektionen in einem Trockendock zusammengesetzt worden ist, fand bei den der „Bremen“ weder eine Kiellegung noch ein Stapellauf statt. Als Ersatzdaten können gelten das Einbringen des ersten von acht Rumpfmodulen in das Dock am 09.Juli 1979 und das Aufschwimmen des Rumpfes 55 Tage später am 27. September 1979 nach 40 Arbeitstagen. Die Indienststellung ist im 3. Quartal 1981 vorgesehen.
Taufpatin Christine Koschnik
Außer Verteidigungsminister Hans Apel und Marineinspekteur Vizeadmiral Günther Luther sowie weiteren acht deutschen Admiralen befanden sich unter den knapp 400 Ehrengästen auch Offiziere der niederländischen und der neuseeländischen Marine. Taufpatin war die Frau des Bremer Bürgermeisters Hans Koschnick, Christine Koschnick, die auf das traditionelle Taufgeschenk verzichtete und den entsprechenden Betrag anlässlich des „Jahres des Kindes“ der Hilfsorganisation „Terre des Hommes“ überweisen ließ“.
Für die eigentliche Taufzeremonie stellte die Marine zwar Ehrenzug (vom Zerstörer Hessen) und Musikkorps, aber keinen Redner. Von der Taufkanzel wehten außer der Nationalflagge die Bundesdienstflagge sowie sie Farben der Hansestadt und der Bauwerft.
In seinem Grußwort erinnerte das Vorstandsmitglied der Bauwerft, Dr. Hans Huchzermeier, an die Anstrengungen, die erforderlich waren, um die Fähigkeit zum Bau eines so hoch komplizierten Waffensystems wie der Fregatte F 122 (eine neue Generation von enormer Schlagkraft) zu schaffen. Beim Bau der „Bremen“ liege die Zahl der Ingenieur- und der Technikerstunden über dem Umfang der eigentlichen Produktionsstunden. Huchzermeier ließ keinen Zweifel daran, dass die Werft eine Nutzung ihrer Kapazitäten wünscht, wobei dem Bund keine geringe Rolle zukomme, etwa durch die vorgezogene Bestellung weiterer 2 Fregatten. Neuseeland wäre als Kunde später sicher ebenso willkommen. Minister Apel betonte dagegen in seiner Rede, dass er „keinerlei Versprechungen über weitere Bestellungen“ gemacht habe, was seine Absage an diesen auch bei der Marine gehegten Wunsch bedeuten dürfte. Über die neuen Fregatten sagte der Minister, sie würden es der Bundesmarine ermöglichen, „ihren Friedensauftrag zu erfüllen“. „Unsere Republik“ benötigte diese Waffensysteme, „um die Freiheit auch in den nächsten Jahren sicher zu machen“. Apel sagte abschließend: „Vom deutschen Boden wird nie wieder ein Krieg ausgehen“.
In seiner Taufrede unterstrich Bürgermeister Koschnick, dass die Politiker an der Weser und Elbe „von Anfang an“ auf das Bündnis der BRD mit den USA und der NATO gesetzt haben. Für einen hoch industrialisierten, zufuhrabhängigen und exportorientierten Staat sei der Schutz seiner Seeverbindungen unerlässlich. Als Folge der anhaltenden Rüstung des Warschauer Paktes sei der Bau dieser 6 Fregatten notwendig geworden, die jedoch keine Vermehrung über den bisherigen Bestand hinaus bedeuten, sondern nur dem Ersatz veralteter Schiffe dienten. Von der „Bremen“ hoffe er jedenfalls, „das sie niemals im Ernstfall eingesetzt wird“. Er erwarte, dass mit der neuen „Bremen“ „etwas Gutes von unserer Stadt hinausgetragen wird auf die Weltmeere“. Denn so früher die „Kriegsmarine der Repräsentant des Reichs“ gewesen sei, so repräsentiere heute die Bundesmarine die BRD im Ausland und auf den Meeren. Mit den Worten: „Herr Admiral, Sie haben einen Bundesgenossen in mir“, machte Koschnick deutlich, dass er in der Frage des Baus weiterer Fregatten nicht die Meinung seines Parteifreundes Apel teilet.
Fregatte Bremen (3 von 7)
Marineinspekteur Luther dankte dann später in seinem Trinkspruch Koschnick ausdrücklich für dessen Rede und unterstrich den politischen Aspekt dieses Rüstungsvorhabens. Der Bau dieser Schiffe ermögliche nicht allein der Marine die erfüllung des ihr gestellten Auftrags, sondern sei zugleich „Ausdruck des Willens und der Fähigkeit der BRD, ihren Beitrag zur Sicherung der See, insbesondere der Nordsee“ zu leisten. An benutzbaren Seeverbindungen habe die BRD ein „vitales Interesse“, weil nur so im Krisenfall eine rechtzeitige Vesrtärkung durch die Verbündeten möglich sei. Außerdem, so betonte Luther, der als stellvertretender NATO – Oberbefehlshaber Europa in Brüssel vorgesehen ist, funktioniere nur so die Strategie der Abschreckung und damit die Friedenswahrung.
Weiter aus Admiral Luthers Worten hervor, dass die Marine bei der Inbetriebnahme der neuen Schiffe mit einigen Schwierigkeiten rechne. Die Beherrschung des in mancher Hinsicht neuartigen Waffensystems werde „Probleme“ aufwerfen, sagte der Inspekteur.
Die Ausbildung der ersten Angehörigen der „Bremen“ hat bereits im Februar begonnen. Als Kommandant des Schiffes wurde inzwischen FKpt Dieter Weigel (Crew 58) ernannt, ein Offizier, der seine seemännische Laufbahn bei der Bundesmarine begann. Ihm werden 195 Mann unterstehen, davon 54 Mannschaftsdienstgrade (27,6 Prozent); bei der 268köpfigen Besatzung des Zerstörers „Hamburg“ macht der Mannschaftsanteil dagegen genau 53 Prozent aus. Das ist ein deutliches Zeichen für die weiter gestiegenen Anforderungen.
Nach der Taufe des Typschiffes auf den „stolzen Namen“ BREMEN kündigte Luther an, auch die zweite Fregatte werde den Namen eines Bundeslandes erhalten.
Dazu hieß es ergänzend, der Neubau der AG „Weser“ solle Niedersachsen heißen.
Damit dürfte der Weg für die übrigen vier Schiffe vorgezeichnet sein. Da von den elf Bundesländern vier bereits von den Zerstörern der Hamburg Klasse belegt sind und Berlin aus politischen Gründen nicht verwendet wird, wie im Verteidigungsministerium auf Anfrage bestätigt wurde, bleiben nur noch vier Namen übrig: BADEN-WÜRTEMBERG, NORDRHEIN-WESTFALEN, RHEILAND-PFALZ und SAARLAND. Sie wären in dieser Form sämtlich neu in der deutschen Marinegeschichte, wie ja auch „Bremen“ nicht gerade zu den geläufigsten in der „grauen“ Marine zählt.
Mit einiger Sorge sieht die Marine den folgen der Tatsache entgegen, dass die sechs Schiffe von fünf verschiedenen Werften kommen, wenn auch der Bremer Vulkan als Generalauftragnehmer und Vorbauwerft fungiert. Weil jede Werft gewisse Normteile aus den eigenen Beständen verwenden darf, dürfte die von der Marine geforderte völlige Identität der Schiffe nicht erreicht werden.
Wenn die sechs Fregatte 1984 alle an ihrem Liegeplatz, der Ostmole in Wilhelmshaven, festgemacht haben werden, was in der Praxis allerdings kaum je der Fall sein dürfte, dann kann jeder bundesdeutsche Steuerzahler das stolze Gefühl haben, zu den Baukosten je Schiff von gut 300 Millionen Mark, wovon etwa 40 Prozent ins Ausland gehen, jeweils zehn Mark beigesteuert zu haben. Zum Vergleich: Das Schlachtschiff BISMARCK kostete vor 40 Jahren 196,8 Millionen Mark.
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